
Er rannte den Korridor entlang. Links und rechts von ihm zuckten die Entladungen der Laser an ihm vorbei. Hier links und an der nächsten Kreuzung rechts.
„So ein Mist, warum muss er auch ausgerechnet soweit vom Hangar wohnen?“
Einer der Laserstrahlen riss ihn aus seinen Gedanken. Er schlug nicht in die Wände der Station ein, sondern traf ihn am Kopf und verdampfte sein rechtes Ohr. Er rannte schneller. Seine Lunge brannte wie Feuer, seine Beine wurden schwer und die Wunde am Kopf schmerzte fürchterlich. Am Ende des Ganges nochmal links und dann nur noch bis zum Schott. Nur noch bis zum Schott.
„Los Jon beweg dich. Es sind nur noch drei und sie sind miese Schützen, renn einfach weiter.“
Gerade als er um die Ecke biegen wollte, streifte ihn ein Strahl am linken Oberschenkel. Er verlor das Gleichgewicht, schlug erst hart in der Korridorwand ein und anschließend krachte er auf den Boden. Jon stöhnte leicht und spielte kurz mit dem Gedanken einfach liegen zu bleiben.
„Los weiter, nur noch 3 Meter.“ Er kramte eine Proton - Granate aus einer seiner Taschen, machte sie scharf und warf sie in den Gang aus dem er gekommen war. Es fiel ihm sichtlich schwer sich wieder auf zu rappeln, doch mit Müh und Not schleppte er sich zum Sicherheitsschott. Die Detonation der Granate war ohrenbetäubend und die Druckwelle fühlte sich wie ein kräftiger Tritt in den Rücken an. Jon stolperte vorwärts, schaffte es aber noch den Schließmechanismus aus zu lösen, bevor er auf die Knie sank. Hinter ihm schloss sich das Schott mit lautem surren und die Verriegelung rastete deutlich hörbar ein. Wie in Trance, zog er einen seiner Blaster und feuerte auf die Kontrolltafel der Tür.
„Das sollte mir noch mehr Zeit verschaffen.“ Der Alarm blieb noch immer aus, was bedeutete, dass der Virus wie angekündigt arbeitete. Nachdem er einen kurzen Moment verschnauft hatte, zog er sich an der Wand des Korridors wieder auf die Beine.
„So, ab zum Turbolift und weg hier.“ Jon versuchte zwar zu laufen aber irgendwie wurde mehr ein torkeln daraus. Als er am Turbolift ankam konnte er schon nicht mehr sagen wo er Scherzen hatte und wo nicht.
„Hangar Deck, Rampe 15F“ Der Lift setzte sich mit einem sanften Ruck in Bewegung. Jon lehnte sich gegen die Wand der Kabine, zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche und steckte sich einen der Glimmstängel an. Nachdem er einen tiefen Zug genommen hatte, legte er den Kopf in den Nacken und blies den Rauch in die Luft. Nach einigen Augenblicken fahrt, stoppte der Lift und die Türen öffneten sich wieder.
„Hangar Deck, Rampe 15F.“ Töne die weibliche Stimme aus dem Lautsprecher. Jon stieß sich von der Wand ab und schleppte sich Richtung Zerberus. Er wollte einen neuen Körper, eine Dusche, schlafen und eine Flasche Alkohol, die Reihenfolge war ihm recht egal. Als er sich dem Schiff nährte, fiel ihm auf, dass die Laderampe geöffnet war. Nach kurzem überlegen, erinnerte er sich auch warum.
„Ach ja, die beiden hab‘ ich ja ganz vergessen“, sagte er zu sich selbst. Als er sich der Rampe nährte, kam ihm auch schon der Händler entgegen, den er einige Stunden vorher in dem Club getroffen hatte.
„Ah Mr. Kapselpilot, Sir, da sind sie ja endlich. Ich musste ganz schön lange auf sie warten. Normalerweise lassen mich meine Kunden nicht warten. Das war ganz schön unhöflich von ihnen und wird sie noch mal einen Batzen ISK kosten Mr. Kap…“
Die Antimaterie Ladung ließ nie viel von organischem Gewebe über. Der Mann war tot noch bevor er den Schuss hörte.
„Der Rest ist für sie.“
Jon warf einen kurzen Blick in den Laderaum. Die beiden Frauen saßen in einer der hinteren Ecken und die Ketten an ihren Halsbändern waren an einer der Ösen für Frachtspanngurte befestigt. Wiederwillig und etwas lustlos schleifte er den Körper des toten Händlers in den Laderaum, er würde ihn später in Gulfonodi entsorgen, dort würde ein toter Sklavenhändler niemanden stören. Die Laderampe schloss sich und Jon ließ sich wie ein nasser Sack Getreide in die Kapsel fallen.
Wenige Minuten später wurde die Magnate vom Leitstrahl in den Weltraum gebracht und etwa 45 Minuten später ertönte wieder das altbekannte „Erlaubnis zum andocken wird erteilt“. Doch diesmal war es in Gulfonodi an der Republic Fleet Testing Facility. Direkt nach dem Andocken ging er in den Laderaum. Blöderweise sah er das, was ihn am Kopf traf nicht. Allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass sein Sichtfeld schwarz wurde und er das Bewusstsein verlor.